Was ist mit diesen rosa Metallrohren los?

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Aug 14, 2023

Was ist mit diesen rosa Metallrohren los?

Berlin Es ist eine der ersten Fragen eines jeden Berlin-Neulings. Rosa, ein bisschen rostig und im Zickzack durch die ganze Stadt ziehend. Was sind das für bunte Metallrohre? Man muss nicht weit reingehen

Berlin

Es ist eine der ersten Fragen eines jeden Berlin-Neulings. Rosa, ein bisschen rostig und im Zickzack durch die ganze Stadt ziehend. Was sind das für bunte Metallrohre?

Man muss in Berlin nicht weit fahren, um auf etwas Seltsames zu stoßen. Und in einer Stadt, die für ihre verrückte Straßenkunst und ihre zu verschenken Schatzkammern an jeder Straßenecke bekannt ist, kann sich ein Spaziergang durch Berlin oft wie ein Ausflug in das unerklärlich Skurrile anfühlen.

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Was ist also mit diesen rosafarbenen Stahlrohren los, die im Zickzack durch die Stadt verlaufen? Sie haben sie auf jeden Fall gesehen – rosa, leicht rostig und in Kurven und Beulen verformt, während sie sich über Baustellen, Spielplätze und Straßenbahngleise winden. Was sind sie eigentlich? Eine riesige Kunstinstallation? Ein komplexes und farbenfrohes Abfallentsorgungssystem? Gasleitungen? Das ist eine dieser Fragen, über die jeder Berlin-Besucher rätselt.

Hier ist ein Experiment für Sie. Wenn Sie praktisch überall in Berlin 20 bis 50 Meter unter der Erde graben, werden Sie feststellen, dass Sie im Grunde eine Pfütze graben. Die Stadt ist auf Marschland gebaut. Tatsächlich stammt der Name Berlin höchstwahrscheinlich vom altslawischen Wurzelwort „brlo“ oder „berl(o) ab, was „Sumpf“ oder „Feuchtgebiet“ bedeutet. Das bedeutet, dass bei jeder Baumaßnahme (und davon gibt es sicherlich sehr viel) große Mengen Grundwasser aus der Erde abgepumpt werden müssen.

Dafür sind die Rohre da. Sie entwässern den Boden. Und da es in Berlin üblich ist, dass Bauprojekte länger dauern als erwartet, sollten viele der rosafarbenen Rohre auch nicht so lange bestehen bleiben. In Bereichen, in denen ständig viel gebaut wird, können sie jedoch zu ziemlich dauerhaften Einrichtungsgegenständen werden, die über Jahre oder sogar Jahrzehnte bestehen bleiben.

Ohne diese Rohre könnte in Berlin praktisch nichts gebaut werden. Das ist alles sehr gut und schön, aber es erklärt nicht eine wesentliche Sache. Warum sind sie rosa? Das Unternehmen hinter den rosa Pfeifen, Pollems, wurde vor über einem Jahrhundert gegründet. Als sie von der Stadt Berlin den Auftrag erhielten, ein ausgedehntes Netz oberirdischer Wasserleitungen zu errichten, beschlossen sie, ein Zeichen zu setzen.

Im Jahr 1992 beauftragte Pollems einen Forscher, herauszufinden, welche Farbe bei Kindern am beliebtesten ist, und die eindeutige Antwort war Rosa. Deshalb erfreuen sich die Straßen Berlins heute eines schönen Farbtupfers in Form von rund 60 km rosafarbenen Rohren. In den letzten Jahren sind auch andere Farben, darunter Lila und Rot, üblich geworden. Rohre des Berliner Ingenieurbüros Brechtel sind leicht an ihrem charakteristischen Blauton zu erkennen.

Für all die skurrilen Unebenheiten, Biegungen und Schleifen im gesamten Rohrsystem gibt es eigentlich eine ziemlich einfache Erklärung. Wenn die Temperaturen unter 15 Grad Celsius (59 Grad Fahrenheit) fallen, kann das Metall der Rohre schrumpfen oder brechen. Verschiedene Kurven und Windungen anstelle einer Reihe langer, gerader Rohrabschnitte tragen dazu bei, dies zu verhindern.

Wohin geht also das ganze Wasser? Wenn Wasser aus dem Boden gepumpt wird, bahnt es sich seinen Weg durch die Rohre und entleert sich entweder in nahe gelegene Kanäle, die Spree oder – und das ist eine gute Wendung – in einen riesigen, verrückt aussehenden Zirkulationstank in Charlottenburg. Dieses Gebäude sieht etwas ganz Besonderes aus. Der Zirkulationsspeicher befindet sich auf der Schleuseninsel in der Müller-Breslau-Straße und ist im Grunde die große Mutter des Berliner Funkrohrsystems.

Das 1975 vom Berliner Architekten Ludwig Leo entworfene Bauwerk ist nicht nur eines der größten seiner Art in Europa (mit einer Länge von 55 Metern und einem Rohrdurchmesser von 8 Metern), sondern auch ein großartiges Beispiel avantgardistischer Nachkriegsarchitektur. Der Zirkulationstank und die riesige rosa Röhre, etwas einfallslos „Rosa Röhre“ genannt, stehen seit 1995 unter Denkmalschutz. Sie haben ihn wahrscheinlich schon von der S-Bahn aus gesehen, als Sie zwischen Zoologischer Garten und Tiergarten vorbeikamen.

Da haben Sie es – das Rätsel um Berlins buntestes Infrastruktursystem gelöst! Die Geschichte der rosafarbenen Rohre der Stadt ist nur eine weitere Erinnerung daran, dass Berlin die Dinge nie auf die geradlinige Art und Weise angeht, selbst wenn es um etwas so Banales wie die Entfernung von überschüssigem Grundwasser geht. Möchten Sie mehr über alles Kuriose und Abseits der ausgetretenen Pfade in Berlin erfahren? Klicken Sie hier, um mehr über die verborgenen Schätze der Stadt zu erfahren.